Kutte mit dem Titel der Seite

Punks Against Antisemitism (german)

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Punks Against Antisemitism 
Der 07. Oktober 2023 ist eine Zäsur. Die Hamas hat ein Massaker an 1400 Menschen begangen, neben Juden und Jüdinnen zählten auch Araber:innen, Beduin:innen sowie thailändische und nepalesische Arbeiter:innen zu den Opfern. Die Terroristen haben gemordet, gefoltert, vergewaltigt, den Gewaltexzess eigenhändig gefilmt und Geiseln genommen.  Für alle emanzipatorischen Kräfte innerhalb der Linken, innerhalb der subkulturellen Szenen muss klar sein: Die Hamas hat kein Interesse an einer Verbesserung der Lebenssituation der palästinensischen Bevölkerung. Sie führt keinen legitimen Befreiungskampf und ist auch nicht an einer Lösung des Konflikts interessiert. Im Gegenteil kalkuliert sie die Maximierung ziviler Opferzahlen auf beiden Seiten mit ein, denn es gehört zu ihrer perfiden Strategie dazu, international den Hass auf Israel zu schüren. Für progressive Ideen und ein besseres, freies Leben für alle – für das DIY immer noch steht – ist im Weltbild der Islamist*innen kein Platz. Sie wollen den Krieg und sie zerstören auch noch die letzten Grundlagen für eine friedliche politische Lösung des Konflikts. Wir plädieren gegen den derzeitigen Kampf der Narrative, welche nur durch die Entmenschlichung von Opfergruppen funktionieren und wollen einstehen für empathische, differenzierte Betrachtungen, die sich den vereinfachten Darstellungen von Gut und Böse entziehen. Die Analyse der Situation in Nahost kann nicht in Künstler*innen Statements auf Bühnen der Berliner Subkultur geklärt werden. Diese emotionale und intellektuelle Verkürzung möchten wir nicht zulassen.

It’s not that easy  
Wofür wir einstehen wollen, ist eine differenzierte Analyse politischer Vorgänge und eine humanistische Perspektive, die Empathie für beide Seiten der Zivilbevölkerung aufrechterhält. Wir solidarisieren und mit der palästinensischen Zivilbevölkerung, die Menschen in Gaza haben ein Recht auf ein Leben in Frieden und Freiheit. Gleichzeitig stellen wir klar, dass es über die Notwendigkeit Israels als jüdischen Schutzraum keine Diskussion geben kann, dass der jüdische Staat, wollen wir die historische Erfahrung der Shoa ernst nehmen, ein unbedingtes Existenzrecht hat. Sicherlich besteht die Regierung Netanyahus teilweise aus religiösen Fanatiker*innen und extrem Rechten und hat wenig Interesse am Wohlergehen der Palästinenser*innen, sie stellt daher ebenfalls ein Hindernis für den Frieden dar. Dennoch müssen wir festhalten, dass auch wenn eine linke Regierung in Israel an der Macht wäre, dies nichts an den Auslöschungsphantasien und dem antiisraelischen Judenhass der Hamas ändern würde. Die Vernichtung Israels ist das primäre Ziel der Hamas. Sie hat dies am 07.Oktober einmal mehr unter Beweis gestellt. Gleichzeitig hat sie der Zivilbevölkerung in Gaza den Krieg mit Israel aufgezwungen, der unermessliches Leid verursacht. Der Angriff der Hamas war kein Akt der Dekolonialisierung und die fortlaufenden Angriffe auf Israel sind kein Befreiungskampf für die Palästinenser. Das Narrativ einer binären Logik von Unterdrückern und Unterdrückten dient lediglich dazu, den Islamismus der Hamas zu relativieren und zu rechtfertigen.

Red Lines
Wir beobachten mit Erschrecken, wie Teile der DIY-Szene Berlins die aktuelle, weltweite antisemitische Hasswelle ignorieren oder sogar aktiv befeuern. Auf Konzerten kommt es zu falschen, einseitigen oder antisemitischen Bekundungen. Selbst in Fällen, in denen sich von der Hamas abgegrenzt wird, werden pro-palästinensische Organisationen bejubelt und als Bündnispartner gesehen, welche den 7. Oktober als Tag der Befreiung feierten. Wir sehen darin eine Absage an aufklärerisches und emanzipatorisches Denken, da die Antworten auf tatsächlich drängende Fragen im Vorhinein feststehen. Wir sind erschrocken darüber, dass humanitäre Grundsätze, die das Töten von Zivilist*innen verurteilt, dann aufgehoben werden und in manchen Teilen der Linken und DYI-Szene nicht mehr gelten, wenn es sich um Jüd*innen handelt. Häufig verunmöglicht zudem die reflexhafte Verbreitung ungeprüfter Informationen, die Unterstellung von Standpunkten und die gefährliche und naive Wortwahl den Dialog. Um echte Auseinandersetzung zu ermöglichen, müssen Antisemitismus, Rassismus und die Entmenschlichung jeglicher ziviler Opfer als rote Linien eingezogen werden. Wir möchten antisemitische Parolen als solche demaskieren und gleichzeitig anerkennen, dass die mehrheitsdeutschen Diskurse vor antimuslimischem Rassismus nur so strotzen, wenn sie Antisemitismus als eingewandertes Problem bezeichnen. Für uns steht fest: Palästinenser:innen dürfen weder entmenschlicht noch abgewertet werden und haben jedes Recht, auch öffentlich auf ihr Leid und ihr Recht auf Selbstbestimmung hinzuweisen. Gleichzeitig wenden wir uns gegen sich als Links verstehende Gruppen, die explizite Äußerungen pro-palästinensischer Gruppen, den Israelischen Staat auslöschen zu wollen, nicht ernst nehmen und nur Todesopfer beklagen, die ins eigene Narrativ passen.

Wir stellen unmissverständlich klar:

Die Hamas ist keine legitime Widerstandsgruppe. Gegen jeden Antisemitismus!